Sprachentwicklung 0-3 Jahre
1. bis 3. Lebensmonat
Kinder kommunizieren vom ersten Lebenstag an über Schreien. Ab ungefähr ersten Monat beginnen sie sich auch über andere Laute zu äußern. Damit beginnt die „1. Lallphase“. Hier testet das Baby zunächst zufällig, später immer gezielter, die Bewegungsmöglichkeiten der Zunge im Mundraum, des Kehlkopfes und der Stimmbänder. Auch gehörlose Kinder produzieren diese Gurr- und Brabbellaute, da das Kind sich selbst noch nicht zuhört und die Kontrolle über die Bewegungen über das Spüren der Bewegungen im Mundraum geschieht. Die Laute der „ersten Lallphase“ klingen in allen Kulturen gleich, unabhängig davon welche Sprache das Kind einmal erlernen wird. Unermüdlich werden zunächst die hintere dann auch die vordere Artikulationszone erforscht. Bald kommt auch das erste Lachen dazu.

6. bis 12. Lebensmonat
In diesem Zeitraum beginnt die sogenannte „2. Lallphase“. Kinder können immer gezielter einzelne Laute produzieren und reproduzieren. Es kommt zu Silbenwiederholungen „babababa“ „mammmamm“ und das Kind beginnt seinen Äußerungen zu lauschen. Circa um den neunten Lebensmonat herum kommt es zum „Lallcrescendo“. Das Baby äußert dabei lange Monologe sich immer wiederholender Silben, die in der Lautstärke anschwellen. Diese Entwicklung bleibt bei gehörlosen oder sehr stark schwerhörigen Kindern aus. Die Sprachmelodie der Muttersprache wird nun nachgeahmt und wortähnliche Klänge entstehen. Gleichzeitig entwickelt sich auch das Sprachverständnis der Kinder stark weiter. Sie beginnen einzelne Wörter zu verstehen, erkennen ihren Namen und können auf bekannte Gegenstände zeigen (Ball, Auto …) oder beginnen diese zu suchen wenn der Gegenstand genannt wird. Intensiv wird nun auch der Tonfall sowie Mimik und Körpersprache der Eltern beobachtet, um die Bedeutung neuer Wörter besser einordnen zu können.

12. bis 14. Lebensmonat
Mit ca. einem Jahr beginnt das Kind über die Verwendung und Verdoppelung einzelner Silben erste Wörter zu bilden „Mama“ „Papa“ „Ba“ für Ball oder „Ata“ für Auto. Das Sprachverständnis nimmt weiter zu, so dass das Kind einfache Aufforderungen verstehen kann etwa „komm her“. In der Regel ist der passive, das heißt der verstandene Wortschatz eines Kindes weiter entwickelt als sein aktiver, das heißt die Wörter die es von sich aus gebrauchen kann. Als Wörter werden in dieser Phase auch alle Wortschöpfungen eines Kindes gezählt, so lange diese personen- oder objektbezogen verwendet werden. Neben Namenwörtern für Personen und Gegenstände wird auch das „da“ als Zeigewort früh erworben.

18. Lebensmonat
In diesem Alter sprechen Kinder ca. 50 bis 100 Wörter. Sie können auch bereits sogenannte „Ein-Wort-Äußerungen“ bilden, das heißt Kinder verwenden einzelne Wörter mit veränderter Satzmelodie, um zu fragen oder zu antworten. Jeden Tag werden mehrere neue Wörter dazu gelernt, so dass der Wortschatz rasch größer wird. Bald beginnt das Kind auch „Zwei-Wort-Äußerungen“ zu verwenden z.B. „Papa da“ „Nane essen“.

24. Lebensmonat
Jetzt können Kinder ca. 250 – 500 Wörter sprechen, wobei auch mehrsilbige zusammengesetzte Wörter wie „Kinderwagen“ verwendet werden. Fast alle Laute können nun richtig gebildet werden. Schwierigkeiten mit der Bildung von „sch“, „r“, „k“, „g“ oder von Konsonantenverbindungen z. B. „schtr“ oder „gr“ sind noch altersgerecht. Neben Substantiven benutzen Kinder in diesem Alter auch bereits Verben und Adjektive und die Verwendung der Artikel beginnt. Somit können sie bereits kurze grammatikalisch korrekte Sätze bilden. Mit ca. zwei Jahren sollten Kinder mindestens 50 Wörter verwenden. Die Wörter müssen noch nicht korrekt ausgesprochen werden und Fehler dürfen passieren.

30. bis 36. Lebensmonat Der Wortschatz nimmt weiter zu, meist kommt es zur sogenannten „Wortschatzexplosion“ wobei täglich bis zu 9 neue Wörter erworben werden. Kinder beginnen sich mit „ich“ zu bezeichnen. Sie bilden längere Sätze mit Nebensätzen. Im „zweiten Fragealter“ verwenden Kinder Fragewörter „wo“, „wer“ oder „warum“. „Nicht“ und „auch“ werden verstanden und auch aktiv verwendet.

Grundsätzlich gilt, dass jedes Kind seine eigene sprachliche Entwicklung durchläuft, die von verschiedenen Faktoren wie etwa genetischer Veranlagung, Sprachanregung und Geschwisterkonstellation beeinflusst wird. Auch hat jedes Kind seine eigenen Strategien und Vorlieben sich auszudrücken. Ein Kind das mit Zeigen und Gesten erfolgreich kommuniziert, hat weniger Motivation sich mittels Worten auszudrücken. Ein späterer oder vergleichsweise langsamer Sprechbeginn alleine deutet noch nicht auf eine verzögerte Sprachentwicklung hin.
Bei Unsicherheiten sprechen Sie mit ihrem Kinderarzt ob eine diagnostische Abklärung durch eine Logopädin sinnvoll ist. Bleibt die 2. Lallphase aus, werden keine ersten Worte bis zum 15. Lebensmonat gebildet oder verstummt ihr Kind zu einem späteren Entwicklungszeitpunkt plötzlich, sollten Sie unbedingt sein Gehör überprüfen lassen!
Late Talker / verzögerter Sprechbeginn
Wenn Kinder mit 24 Monaten weniger als 50 Wörter aktiv benutzen oder nicht anfangen „Zwei-Wort-Sätze“ zu bilden, werden sie als „Late Talker“ oder „Spätsprecher“ bezeichnet. 30 – 50 % der Kinder holen bis zum 30. Monat in ihrer Sprachentwicklung auf und zeigen dann keine weiteren Auffälligkeiten mehr. Anderen Kindern gelingt dieses Aufholen nicht von alleine. Sie entwickeln eine Sprachentwicklungsverzögerung oder Sprachentwicklungsstörung.

In diesem Fall ist eine diagnostische Abklärung und Behandlung durch eine Logopädin sinnvoll. Auch im Alter von zwei Jahren können Kinder bereits ohne Probleme und mit viel Freude eine logopädische Therapie besuchen. Meist nimmt ein Elternteil an der Therapiestunde teil, um dem Kind Sicherheit zu geben und selbst nützliche Tipps für die Sprachanregung zu Hause zu erhalten.

Im günstigsten Fall kann so ein sprachlicher Rückstand aufgeholt und dem Entstehen weiterer sprachlicher Probleme vorgebeugt werden. In jedem Fall aber sollte das Kind so unterstützt werden, dass es bald erfolgreich mit seinen Eltern und Gleichaltrigen kommunizieren kann. So kann dem Entstehen von aggressivem Verhalten oder Sprechangst vorgebeugt werden.
Myofunktionelle Störung
Übermäßig starker Speichelfluss sowie eine dauerhafte Mundatmung, die Ablehnung bestimmter Nahrungsmittel oder Probleme beim Kauen können auf eine myofunktionelle Störung im Kleinkindalter hindeuten. Das bedeutet, die am Kauen und Schlucken beteiligte Muskulatur ist zu schwach ausgebildet und/oder es besteht ein Ungleichgewicht der Muskulatur. Möglicherweise ist die Koordination der Bewegungsabläufe gestört. Oftmals ist eine ganzkörperliche Hypotonie die Ursache, welche durch ungenügendes Training der Kau- und Schluckmuskulatur (nur weiche Lebensmittel, keine Kauanregnung) oder Lutschangewohnheiten verstärkt wird. Unbehandelte Kau-, Beiß- und Schluckstörungen führen häufig zu einer verwaschenen, feuchten Aussprache, Lispeln oder Zahn- und Kieferfehlstellungen.
Oftmals liegt die Zunge im Mundboden und nicht hinter den oberen Schneidezähnen. Jedoch nur durch die richtige Zungenlage und das Kauen dehnt sich der Kiefer und die Zähne finden ausreichend Platz. Durch eine offene Mundhaltung ergeben sich auch häufiger Erkältungskrankheiten. Eine logopädische Therapie ist auch in diesem Fall ab 2 Jahren möglich und sinnvoll. So kann bereits spielerisch die Muskulatur gekräftigt und die Nasenatmung angeregt werden. Lispeln und das falsche Schlucken können erst ab ca. 5 Jahren gezielt therapiert werden.
Sprachentwicklungsstörung / Störung der Kommunikation
Auch zwei- bis dreijährige Kinder können bereits Anzeichen einer beginnenden Sprachentwicklungsstörung oder einer Störung des Kommunikationsverhaltens zeigen. Diese Kinder haben oft nicht nur Auffälligkeiten in Wortschatz und Grammatik. Oft bleibt auch die Verwendung des „ich“ aus, oder die Kinder nehmen von sich aus keinen Blickkontakt auf. Sie sind häufig unruhig und scheinen nicht zuhören zu können oder verstehen Aufträge nicht.
Auch in diesem Fall kann eine frühe Therapie mit einem dem Alter angepassten Therapiekonzept sehr sinnvoll sein, um die kindliche Entwicklung zu unterstützen und einer späteren langwierigen Therapie im Vorschulalter vorzubeugen. Ist das Kind für Bezugspersonen und Spielpartner unverständlich, findet es aufgrund seiner Sprache keinen Kontakt und zeigt bereits eine beginnende Frustration so ist ein früher Therapiebeginn in jedem Fall dringend anzuraten, um erst gar keinen Leidensdruck für das Kind aufzubauen.
Stottern
Stottern ist eine Störung des Redeflusses. Es kommt zu Unterbrechungen des Sprechens, die aus Blockierungen (Verkrampfung der Stimmbänder), Silbenwiederholungen („Ka-ka-kakadu“) und Dehnungen (Nnnnnnnicht) bestehen können. Willentlich können stotternde Menschen diese Unterbrechungen nicht verhindern. Oft fühlen sie wenige Sekundenbruchteile vor dem Auftreten des Stotterns, dass sie gleich stottern werden.
Aus diesem Grund entwickeln Stotterer oft ein Vermeideverhalten. Sie vermeiden Wörter, Laute oder bestimmte Situationen in denen sie häufig stottern mussten.
Zudem entwickeln sich sogenannte „Begleitsymptome“, wie Grimassen, Anhalten des Atems, Verkrampfung des Körpers oder Anhalten des Atems. Negative Gefühle und Gedanken wie Angst, Scham und Minderwertigkeitsgefühle, die als Reaktion auf das Stottern entstehen, können oft ein großer Bestandteil dieser Störung sein. Dem Stottern liegt oft eine familiäre (genetische) Veranlagung zu Grunde, welche durch zusätzliche Faktoren wie Stress, familiäre Krisen oder traumatische Erlebnisse zu Tage tritt.

Sehr wichtig ist die Abgrenzung des Stotterns von physiologischen Sprechunflüssigkeiten, welche in der Entwicklung von Kindern zwischen 2 und 4 1/2 Jahren nicht selten sind. Kinder wiederholen dabei ganze Wörter oder Silben oder setzen mehrfach zum Sprechen an und wiederholen ganze Satzteile. Wobei das Kind selbst durch seine Sprechunflüssigkeiten in seiner Sprechfreude nicht beeinträchtigt wird. Diese physiologischen Sprechunflüssigkeiten verschwinden von alleine wieder sobald es dem Kind besser gelingt, seine Gedanken in Worte zu fassen und seine artikulatorische Muskulatur zu kontrollieren.

Zeigt allerdings ein Kleinkind Sprechunflüssigkeiten in Kombination mit Anspannung von Gesicht oder Körper, bemerkt es selbst das es „hängen“ bleibt und traut sich nicht mehr zu sprechen, kann es sich bereits um beginnendes Stottern handeln. Dann ist die Rücksprache mit dem Kinderarzt und die diagnostische Abklärung durch eine Logopädin sowie ggf. die Aufnahme einer logopädischen Therapie dringend zu raten.
Denn je früher eine Therapie begonnen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Stottern nicht manifestiert und erfolgreich therapiert werden kann.
Bei kleinen Kindern findet die Therapie meist im Beisein eines Elternteils statt. Ein sehr wichtiger Bestandteil der logopädischen Arbeit ist dabei, einen offenen Umgang mit dem Stottern zu ermöglichen und den Eltern eine Anleitung zu geben, wie sie indirekt die Sprechflüssigkeit ihres Kindes positiv beeinflussen können.

Sprachentwicklung 4 - 6 Jahre
4 Jahre
Mit vier Jahren beherrschen Kinder ca. 2000 Wörter. Sie können die Artikel richtig verwenden und haben ein Verständnis für Zeiträume (gestern, morgen) entwickelt. Das Verb steht nun an zweiter Stelle im Satz und Nebensätze werden gebildet. Meist gebrauchen Kinder die Vergangenheitsformen jetzt richtig. Fehler bei unregelmäßigen Verben „ich habe getrinkt“ oder auch bei regelmäßigen Verben „geesst“ sind noch altersgemäß. Auch Verwechslungen von „den“ und „dem“ können noch vorkommen.
Die Lautentwicklung ist weitgehend abgeschlossen. Lispeln und die Ersetzung von ’sch‘ durch ’s‘ werde in der Regel erst mit ca. 5 Jahren überwunden. Manche Kinder ersetzen auch bis ca. 4 1/2 Jahre ‚k‘ → ‚g‘, z. B. „katze“ wird „gatze“ oder ‚p‘ → ‚b‘, z. B. „packen“ wird „backen“.

5 Jahre
Die Laute ’s‘; ‚z‘; ‚x‘; ’sch‘ sollten jetzt korrekt ausgesprochen werden. Manche Kinder lassen sich damit allerdings noch etwas länger Zeit, im Zweifelsfall fragen Sie ihren Kinderarzt ob bei Ihrem Kind eine logopädische Abklärung und ggf. eine logopädische Therapie sinnvoll wäre.
Die Grammatik ist nun weitestgehend korrekt, aber unregelmäßige Verben können vereinzelt immer noch fehlerhaft sein, z. B. „getrinkt“.
Kinder spielen nun mit Vorliebe Rollenspiele. Um ihre Ideen mit dem Spielpartner in Handlung umzusetzen, werden ihre Äußerungen und ihr Sprachverständnis immer komplexer und der Konjunktiv wird verwendet.

6 Jahre
Inzwischen sollten Kinder alle Laute der Muttersprache beherrschen. Der aktive Wortschatz liegt kurz vor Schulanfang bei ca. 5000 Wörtern, der passive bei ca. 20000. Kinder in diesem Alter können von Erlebnissen berichten und Geschichten nacherzählen. Sie beginnen sich für Geschriebenes, Buchstaben und Zahlen zu interessieren und mit Sprache zu spielen. Mit Freude erfinden Vorschulkinder Quatschreime oder vollenden sinnvolle Reime („ die Maus hat ein“… „Haus“). Sie können die Anfangslaute von Wörtern heraushören („Maria fängt mit ‚ M‘ an “).
Artikulationsstörungen
Artikulationsstörungen sind die häufigsten Sprachauffälligkeiten bei Kindern. Sie werden auch Dyslalie genannt und in phonetische und phonologische Störungen unterschieden. Artikulationsstörungen können zusammen mit einer Sprachentwicklungsverzögerung/ Sprachentwicklungsstörung oder auch isoliert auftreten.
Bei einer Dyslalie wird ein Laut nicht korrekt gebildet oder überwiegend nicht korrekt gebildet. Die Laute können entweder falsch ausgesprochen werden wie beim „Lispeln“, hier wird das ’s‘ wie das englische ‚th‘ gesprochen. Ein Laut kann auch ganz weggelassen werden („und“ statt „Hund“). Als dritte Möglichkeit kann ein Laut auch durch einen anderen ersetzt werden („Kind“ wird zu „Tind“, oder „gut“ wird zu „dut“). Manchmal ist bei einer Artikulationsstörung nur ein Laut betroffen, in anderen Fällen werden ganze Lautgruppen ersetzt (z. B. alle Plosive p, t, k werden zu b, d, g). Bei der sogenannten universellen Dyslalie sind so viele Laute betroffen dass das Sprechen unverständlich wird.
Artikulationsstörungen können aufgrund falscher Bewegungsmuster von Zunge, Lippen und Gaumensegel entstehen, dann werden sie phonetische Störungen genannt. Artikulationsstörungen können aber auch durch eine Hörverarbeitungsschwäche verursacht werden. In diesem Fall werden sie als phonologische Störung bezeichnet. Auch Schwerhörigkeit während der Sprachentwicklung, etwa durch langwierige Mittelohrergüsse, kann zu Artikulationsstörungen führen. Das Kind kann dann ähnlich klingende Laute t/d oder s/sch im Sprachklang nicht unterscheiden und sich selbst auch nicht in der Aussprache kontrollieren.
Sprachentwicklungsverzögerung / Sprachentwicklungsstörung /
Störung der Grammatik
Oftmals ist bei Kindern mit einer Sprachentwicklungsstörung das auffälligste Merkmal eine Störung der Grammatik.
Der Satzbau ist „durcheinander“, das Verb steht nicht an zweiter Stelle im Satz sondern noch wie bei jüngeren Kindern am Satzende („Die Kuh Gras isst“ Statt „Die Kuh isst Gras“).
Artikel werden falsch verwendet („Das Hund hat Hunger“) und der Plural wird falsch gebildet („Viele Tigers in die Zirkus war“).
Die Sätze wirken oft insgesamt einfach und verkürzt da sehr wenig Nebensätze verwendet werden.
Neben einer Störung der Grammatik können aber auch alle anderen sprachlichen Ebenen bei einer Sprachentwicklungsstörung in individuellem Ausmaß betroffen sein. So kann der Wortschatz sehr klein und einfach sein. Den Kindern fehlen nicht nur Hauptwörter, um sich erfolgreich auszudrücken sondern auch Adjektive und Verben. Sie verwenden oft unspezifische Worte wie „das da“ „tun“ oder „Ding“ („Der tut das in den Ding“).
Bei der „pragmatischen Ebene“ ist bei einer Sprachentwicklungsstörung die Kommunikation über das Verwenden von Sprache hinaus betroffen. Die Kinder nehmen oft wenig Blickkontakt auf und zeigen wenig Gestik und Mimik. Sie ahmen den Gesprächspartner nach (Echolalien) und haben auch Schwierigkeiten dem Anderen zuzuhören. Zusätzliches Merkmal einer Sprachentwicklungsstörung ist das Ausbleiben von Schritten der kindlichen Sprachentwicklung.
Folgen einer Sprachentwicklungsstörung können Schulprobleme sein, da die Kinder Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben können.
Je früher eine Therapie begonnen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit diesen Schwierigkeiten erfolgreich zu begegnen.
Bei einer Sprachentwicklungsverzögerung finden die Schritte der Sprachentwicklung in der üblichen Reihenfolge statt, die Kinder sind jedoch gegenüber ihren Altersgenossen deutlich verzögert.
auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung
Von einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) wird gesprochen, wenn Kinder gut hören können, ihre Intelligenz nicht beeinträchtigt ist und sie trotzdem Probleme haben, sprachliche Inhalte zu verstehen.
Bei einer AVWS sind Weiterleitung und Verarbeitung der Hörinhalte im Gehirn, also zentrale Prozesse des Hörens, gestört.
Betroffene Kinder haben oft phonologische Artikulationsstörungen und/oder eine Sprachentwicklunsverzögerung / Sprachentwicklungsstörung.
Sich auf Hörinhalte zu konzentrieren ist für Kinder mit einer AVWS sehr anstrengend und gelingt ihnen nur über einen begrenzten Zeitrum. Sie haben Schwierigkeiten sich in einem lauten Umfeld zu konzentrieren und können komplexere mündliche Aufträge nicht erledigen. Das Auswendiglernen von Liedern und Gedichten fällt ihnen schwer.
Zwangsläufig haben diese Kinder später auch in der Schule Schwierigkeiten sich in geräuschvoller Umgebung zu konzentrieren, Diktate zu schreiben oder mündlich gestellte Aufgaben zu erfüllen.
Eine AVWS wird von Pädaudiologen, spezifisch geschulten HNO-Ärzten oder Phoniatern sicher diagnostiziert.
In der logopädischen Therapie wird an den Teilbereichen der zentral-auditiven Verarbeitung (z. B. Unterscheidung von Sprachlauten oder Konzentration auf bestimmte Hörinhalte) gearbeitet, so dass ausreichende Voraussetzungen für den Lese- und Schreiberwerb geschaffen werden und ein Mitkommen in der Schule ermöglicht wird.
Mehrsprachigkeit
Zwei- oder mehrsprachige Kinder müssen die Aussprachen von vielen Lauten, unterschiedliche Grammatiksysteme, sich unterscheidende Wortschätze und anders klingende Sprachmelodien und Wortbetonungen erlernen.
Ein Vermischen von Wörtern und Grammatik, der Artikelbenutzung oder von Zeitformen kann und darf gelegentlich auftreten. Eine logopädische Abklärung ist dann möglich und angezeigt, wenn ein Kind in beiden bzw. in allen Sprachen Auffälligkeiten bezüglich Wortschatz, Grammatik, Aussprache oder Sprachverständnis zeigt.
Hat ein Kind nur in der deutschen Sprache Probleme und spricht die andere/anderen Sprachen perfekt, so ist eine pädagogische Förderung der deutschen Sprache (je nach Alter Deutschunterricht oder eine Spielgruppe) die richtige Wahl.
Mutismus
Von Mutismus wird gesprochen wenn ein Kind sprechen kann es aber nicht tut. Manche Kinder sprechen beispielsweise nur zu Hause nicht aber im Kindergarten. Andere Kinder sprechen vielleicht nur mit Gleichaltrigen nicht aber mit Erwachsenen. In manchen Fällen hören die Kinder ganz auf zu sprechen und verweigern auch im Familienkreis die Kommunikation.
Häufig liegt bei Mutismus eine psychische Ursache vor, in schweren Fällen sollte zusätzlich zur logopädischen Therapie eine psychotherapeutische oder heilpädagogische Behandlung erfolgen.
Stottern
Stottern ist eine Störung des Redeflusses. Es kommt zu Unterbrechungen des Sprechens, die aus Blockierungen (Verkrampfung der Stimmbänder), Silbenwiederholungen („Ka-ka-kakadu“) und Dehnungen (Nnnnnnnicht) bestehen können. Willentlich können stotternde Menschen diese Unterbrechungen nicht verhindern. Oft fühlen sie wenige Sekundenbruchteile vor dem Auftreten des Stotterns, dass sie gleich stottern werden. Aus diesem Grund entwickeln Stotterer oft ein Vermeideverhalten. Sie vermeiden Wörter, Laute oder bestimmte Situationen in denen sie häufig stottern mussten. Oft entwickeln sich sogenannte „Begleitsymptome“, wie Grimassen, Verkrampfung des Körpers oder Anhalten des Atems. Negative Gefühle und Gedanken wie Angst, Scham und Minderwertigkeitsgefühle, die als Reaktion auf das Stottern entstehen, können oft ein großer Bestandteil dieser Störung sein.
Dem Stottern liegt oft eine familiäre (genetische) Veranlagung zu Grunde welche durch zusätzliche Faktoren wie Stress, familiäre Krisen oder traumatische Erlebnisse zu Tage tritt.

Sehr wichtig ist die Abgrenzung des Stotterns von physiologischen Sprechunflüssigkeiten, welche in der Entwicklung von Kindern zwischen 2 und 4 ½ Jahren nicht selten sind. Kinder wiederholen dabei ganze Wörter oder Silben oder setzen mehrfach zum Sprechen an und wiederholen ganze Satzteile. Wobei das Kind selbst durch seine Sprechunflüssigkeiten in seiner Sprechfreude nicht beeinträchtigt wird. Diese physiologischen Sprechunflüssigkeiten verschwinden von alleine wieder sobald es dem Kind besser gelingt seine Gedanken in Worte zu fassen und seine Artikulatorische Muskulatur zu kontrollieren.

Zeigt allerdings ein Kleinkind Sprechunflüssigkeiten in Kombination mit Anspannung von Gesicht oder Körper, bemerkt es selbst, dass es „hängen“ bleibt und traut sich nicht mehr zu sprechen, kann es sich bereits um beginnendes Stottern handeln. Dann ist die Rücksprache mit dem Kinderarzt und die diagnostische Abklärung durch eine Logopädin sowie ggf. die Aufnahme einer logopädischen Therapie dringend zu raten. Denn je früher eine Therapie begonnen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Stottern nicht manifestiert und erfolgreich therapiert werden kann. Bei kleinen Kindern findet die Therapie meist im Beisein eines Elternteils statt. Ein sehr wichtiger Bestandteil der logopädischen Arbeit ist dabei, einen offenen Umgang mit dem Stottern zu ermöglichen und den Eltern eine Anleitung zu geben, wie sie indirekt die Sprechflüssigkeit ihres Kindes positiv beeinflussen können.
Bei größeren Kindern werden auch direkte Methoden erarbeitet die das Kind anwenden kann, um flüssiger zu sprechen.
Stimmstörungen
Auch Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter können an einer Stimmstörung (Dysphonie) leiden.
Die Stimme klingt dann beispielsweise heiser, rau, gepresst oder sehr angestrengt. Vielleicht klagt das Kind über Halsschmerzen obwohl es nicht erkältet ist oder muss sich häufig räuspern.
Die häufigste Form der kindlichen Stimmstörungen ist die funktionelle Dysphonie. Das heißt der Stimmklang und die Belastungsfähigkeit der Stimme sind verändert, ohne dass eine Erkrankung des Kehlkopfes vorliegt. Aus der funktionellen Dysphonie kann sich auch eine organische Dysphonie mit Stimmlippenknötchen (Schreiknötchen) oder Polypen entwickeln.
Als Hauptursache kindlicher Stimmstörungen wird ein übermäßiger Stimmgebrauch in Kombination mit anderen Faktoren angenommen. Diese können zum Beispiel ein gesamtkörperliches muskuläres Ungleichgewicht sein oder eine dauerhafte Mundatmung sein.
In der Therapie wird mit den Kindern spielerisch ein anderer Umgang mit ihrer Stimme erarbeitet, gleichzeitig in Zusammenarbeit mit den Eltern nach der Ursache des übermäßigen Stimmgebrauchs geforscht, um die Stimmgewohnheiten des Kindes im Alltag zu ändern.
Myofunktionelle Störung / "Lispeln" / "falsches Schlucken"
Bei einer myofunktionellen Störung handelt es sich um ein muskuläres Ungleichgewicht der Gesichtsmuskulatur.
Dadurch können Zunge und Lippen einige für das Sprechen und Schlucken notwendige Bewegungsabläufe nicht oder nicht mit ausreichender Kraft ausführen. Oft ist die Muskulatur betroffen, die für das Zurückziehen der Zunge verantwortlich ist. Die Zunge liegt dann in der Ruhestellung im Mundboden statt hinter den oberen Schneidezähnen. Beim „falschen“ Schlucken presst die Zunge ebenfalls gegen die Vorderzähne.
Zusätzlich werden oftmals ’s‘ und/oder ’sch‘ fehlgebildet, indem die Zunge bei der Artikulation zwischen die Zähne gestreckt wird oder gegen die Zähne presst. Die Folge einer myofunktionellen Störung können Zahn- und Kieferfehlstellungen sein, die durch das Drücken der Zunge gegen die Zähne verursacht werden.
In der logopädischen Therapie wird mit jüngeren Kindern die Muskulatur spielerisch trainiert, um das Ungleichgewicht auszugleichen. Ergänzend wird der Mundschluss geübt. Falls nötig findet auch eine Artikulationstherapie statt. Am Schlucken wird gearbeitet sobald es Konzentration und Ausdauer eines Kindes zulassen.

Lese - Rechtschreibschwäche (LRS) / Legasthenie
Die Begriffe Legasthenie und LRS werden in Deutschland synonym verwendet. Sie bezeichnen eine Teilleistungsstörung, bei der ein Kind mit einer durchschnittlichen oder überdurchschnittlichen allgemeinen Begabung ausschließlich in den Bereichen Lesen und/oder Schreiben große Probleme hat.
Diagnostizieren lässt sich eine LRS erst nach Schuleintritt ungefähr ab der zweiten Klasse. Hierfür ist eine Testung bei einem Kinder- und Jugendpsychologen notwendig. Kinder die eine Sprachentwicklungsstörung/phonologische Störung haben oder hatten sind gefährdeter, eine LRS zu entwickeln. In den Fällen, in denen eine LRS auf eine sprachliche Störung zurückzuführen ist, kann ein Arzt eine Verordnung für eine logopädische Behandlung ausstellen.
Stottern
Stottern ist eine Störung des Redeflusses. Es kommt zu Unterbrechungen des Sprechens, die aus Blockierungen (Verkrampfung der Stimmbänder), Silbenwiederholungen („Ka-ka-kakadu“) und Dehnungen (Nnnnnnnicht) bestehen können. Willentlich können stotternde Menschen diese Unterbrechungen nicht verhindern. Oft fühlen sie wenige Sekundenbruchteile vor dem Auftreten des Stotterns, dass sie gleich stottern werden. Aus diesem Grund entwickeln Stotterer oft ein Vermeideverhalten. Sie vermeiden Wörter, Laute oder bestimmte Situationen in denen sie häufig stottern mussten. Oft entwickeln sich sogenannte „Begleitsymptome“, wie Grimassen, Verkrampfung des Körpers oder Anhalten des Atems. Negative Gefühle und Gedanken wie Angst, Scham und Minderwertigkeitsgefühle, die als Reaktion auf das Stottern entstehen, können oft ein großer Bestandteil dieser Störung sein.
Dem Stottern liegt oft eine familiäre (genetische) Veranlagung zu Grunde welche durch zusätzliche Faktoren wie Stress, familiäre Krisen oder traumatische Erlebnisse zu Tage tritt.

Bestandteil der Stottertherapie ist der offene, entspanntere Umgang mit dem Stottern und den Begleitsymptomen. Zusätzlich werden Methoden erarbeitet, die das Sprechen flüssiger und das Stottern unauffälliger machen.
Myofunktionelle Störung / "Lispeln" / "falsches Schlucken"
ei einer myofunktionellen Störung handelt es sich um ein muskuläres Ungleichgewicht der Gesichtsmuskulatur.
Dadurch können Zunge und Lippen einige für das Sprechen und Schlucken notwendige Bewegungsabläufe nicht oder nicht mit ausreichender Kraft ausführen. Oft ist die Muskulatur betroffen, die für das Zurückziehen der Zunge verantwortlich ist. Die Zunge liegt dann in der Ruhestellung im Mundboden statt hinter den oberen Schneidezähnen. Beim „falschen“ Schlucken presst die Zunge ebenfalls gegen die Zähne. Zusätzlich werden oftmals ’s‘ und/oder ’sch‘ fehlgebildet, indem die Zunge zwischen die Zähne gestreckt wird oder gegen die Zähne presst.
Die Folge einer myofunktionellen Störung können Zahn- und Kieferfehlstellungen sein, die durch das Drücken der Zunge gegen die Zähne verursacht werden.
Wenn eine kieferorthopädische Behandlung geplant ist oder bereits läuft und der Kieferorthopäde ein unphysiologisches Schluckmuster feststellt, ist der zeitnahe Beginn der logopädische Therapie sehr wichtig. Andernfalls können sich durch die Kraft des Zungenpressens die bereits korrigierten Zähne wieder verschieben. Bei noch bestehenden sprachlichen Auffälligkeiten kann zusätzlich eine Artikulationstherapie stattfinden.
Auch Jugendliche und Erwachsene jeden Alters können sich in logopädische Behandlung begeben, um ihre Aussprache zu verbessern, ihre Therapie ist nicht weniger erfolgversprechend als die von Kindern.
Poltern / Verhaspeln
Beim Poltern besteht ein Ungleichgewicht zwischen der schnellen Abfolge der Gedanken des Betroffenen und seiner Fähigkeit diese auszuformulieren.
Meist verfügen Polterer über eine große Artikulationsgeschicklichkeit, haben jedoch Schwierigkeiten, den Sprechvorgang gedanklich vorzubereiten.
Polterer sprechen oft sehr schnell und undeutlich, was am Zusammenziehen und Auslassen von Silben und Wörtern liegt. Sie versprechen sich öfter, korrigieren sich rasch und durch Vertauschungen der Satzteile untereinander entsteht der Eindruck von Gedankensprüngen.
Im Gegensatz zum Stottern leiden polternde Menschen oft nicht unter ihrer Sprechweise. Bei Konzentration gelingt es ihnen meist langsamer und „geordneter“ zu sprechen. Daher können in der logopädischen Therapie gut Strategien erarbeitet werden, um das Poltern zu reduzieren. Voraussetzung ist aber, dass der Betroffene dies überhaupt wünscht.
Stimmstörungen
Auch Kinder und Jugendliche können eine Stimmstörung (Dysphonie) aufweisen. Die Stimme klingt dann beispielsweise heiser, rau, gepresst oder sehr angestrengt. Vielleicht klagt das Kind über Halsschmerzen obwohl es nicht erkältet ist oder muss sich häufig räuspern.
Die häufigste Form der kindlichen Stimmstörungen ist die funktionelle Dysphonie. Das heißt der Stimmklang und die Belastungsfähigkeit der Stimme sind verändert, ohne dass eine Erkrankung des Kehlkopfes vorliegt.
Aus der funktionellen Dysphonie kann sich auch eine organische Dysphonie mit Stimmlippenknötchen (Schreiknötchen) oder Polypen entwickeln. Als Hauptursache kindlicher Stimmstörungen wird ein übermäßiger Stimmgebrauch in Kombination mit anderen Faktoren angenommen.
Diese können zum Beispiel ein gesamtkörperliches muskuläres Ungleichgewicht oder eine dauerhafte Mundatmung sein.
Bei Jugendlichen, vor allem bei Jungen, kommt in der Pubertät durch den Stimmbruch noch ein zusätzlicher Faktor für Stimmstörungen hinzu. Durch das Wachstum des Kehlkopfes verändern sich die anatomischen Verhältnisse der Stimme. Wenn ein Jugendlicher trotzdem versucht die Tonlage der Kinderstimme beizubehalten, kann eine „Mutationsstimmstörung“ entstehen.
Die Stimme klingt dann sehr hoch, ist wenig belastungsfähig und kann nach längerem Sprechen rau und heiser klingen und schmerzhaft sein. Sollten Sie den Eindruck haben, dass der Stimmbruch Ihres Kindes ungewöhnlich lange dauert oder ausbleibt, sprechen Sie mit dem HNO-Arzt oder Phoniater, ob eine logopädische Behandlung erforderlich ist.

Myofunktionelle Störung / "Lispeln" / "falsches Schlucken"
Bei einer myofunktionellen Störung handelt es sich um ein muskuläres Ungleichgewicht der Gesichtsmuskulatur.
Dadurch können Zunge und Lippen einige für das Sprechen und Schlucken notwendige Bewegungsabläufe nicht oder nicht mit ausreichender Kraft ausführen. Oft ist die Muskulatur betroffen, die für das Zurückziehen der Zunge verantwortlich ist. Die Zunge liegt dann in der Ruhestellung im Mundboden statt hinter den oberen Schneidezähnen. Beim „falschen“ Schlucken presst die Zunge ebenfalls gegen die Zähne. Zusätzlich werden oftmals ’s‘ und/oder ’sch‘ fehlgebildet indem die Zunge zwischen die Zähne gestreckt wird oder gegen die Zähne presst.
Die Folge einer myofunktionellen Störung können Zahn- und Kieferfehlstellungen sein die durch das Drücken der Zunge gegen die Zähne verursacht werden.
Wenn eine kieferorthopädische Behandlung geplant ist oder bereits läuft und der Kieferorthopäde ein unphysiologisches Schluckmuster feststellt, ist der zeitnahe Beginn der logopädische Therapie sehr wichtig. Andernfalls können sich durch die Kraft des Zungenpressens die bereits korrigierten Zähne wieder verschieben. Bei noch bestehenden sprachlichen Auffälligkeiten kann zusätzlich eine Artikulationstherapie stattfinden.
Auch Erwachsene jeden Alters können sich wegen einer myofunktionellen Störung in logopädische Behandlung begeben, ihre Therapie ist nicht weniger erfolgversprechend als die von Kindern.
Poltern / Verhaspeln
Beim Poltern besteht ein Ungleichgewicht zwischen der schnellen Abfolge der Gedanken des Betroffenen und seiner Fähigkeit diese auszuformulieren.
Meist verfügen Polterer über eine große Artikulationsgeschicklichkeit, haben jedoch Schwierigkeiten den Sprechvorgang gedanklich vorzubereiten.
Polterer sprechen oft sehr schnell und undeutlich, was am Zusammenziehen und Auslassen von Silben und Wörtern liegt. Sie versprechen sich öfter, korrigieren sich rasch und durch Vertauschungen der Satzteile untereinander entsteht der Eindruck von Gedankensprüngen.
Im Gegensatz zum Stottern leiden polternde Menschen oft nicht unter ihrer Sprechweise. Bei Konzentration gelingt es ihnen meist langsamer und „geordneter“ zu sprechen. Daher können in der logopädischen Therapie gut Strategien erarbeitet werden, um das Poltern zu reduzieren. Voraussetzung ist aber, dass der Betroffene dies überhaupt wünscht.
Stottern
Stottern ist eine Störung des Redeflusses. Es kommt zu Unterbrechungen des Sprechens, die aus Blockierungen (Verkrampfung der Stimmbänder), Silbenwiederholungen („Ka-ka-kakadu“) und Dehnungen (Nnnnnnnicht) bestehen können. Willentlich können stotternde Menschen diese Unterbrechungen nicht verhindern. Oft fühlen sie wenige Sekundenbruchteile vor dem Auftreten des Stotterns, dass sie gleich stottern werden. Aus diesem Grund entwickeln Stotterer oft ein Vermeideverhalten. Sie vermeiden Wörter, Laute oder bestimmte Situationen in denen sie häufig stottern mussten. Oft entwickeln sich sogenannte „Begleitsymptome“, wie Grimassen, Verkrampfung des Körpers oder Anhalten des Atems. Negative Gefühle und Gedanken wie Angst, Scham und Minderwertigkeitsgefühle, die als Reaktion auf das Stottern entstehen, können oft ein großer Bestandteil dieser Störung sein.
Dem Stottern liegt oft eine familiäre (genetische) Veranlagung zu Grunde, welche durch zusätzliche Faktoren wie Stress, familiäre Krisen oder traumatische Erlebnisse zu Tage tritt.

Bestandteil der Stottertherapie ist der offene, entspanntere Umgang mit dem Stottern und den Begleitsymptomen. Zusätzlich werden Methoden erarbeitet die das Sprechen flüssiger und das Stottern unauffälliger machen.
Auch Erwachsene jeden Alters, die bisher noch keine logopädische Therapie versucht haben, können mit Erfolg ihren Umgang mit dem Stottern und ihre Sprechweise verändern.
Stimmstörungen / Störungen der Atemfunktion
Bei einer Stimmstörung oder Dysphonie sind Klang und Belastbarkeit der Stimme eingeschränkt. Oft äußert sich eine Stimmstörung vor allem in länger bestehender Heiserkeit (ohne akuten Infekt), rauem Stimmklang, vermehrtem Räuspern, Schmerzen und/oder einem Fremdkörpergefühl im Kehlkopf.
Die Betroffenen haben Schwierigkeiten länger zu sprechen oder zu telefonieren, da das Sprechen für sie schnell sehr anstrengend wird. Ebenso ermüden Menschen mit einer Dysphonie nach kurzer Zeit wenn sie sich in großen Gruppen oder bei Umgebungslärm unterhalten. Das Erreichen einer angemessenen Lautstärke ist für sie schwer. Dysphonien werden in funktionelle und organische Störungen unterteilt.
Bei einer funktionellen Dysphonie sind die an der Stimmgebung beteiligten Organe nicht ursächlich krankhaft verändert, trotzdem ist die Funktion der Stimme gestört. Bei organischen Dysphonien liegt der Stimmstörung eine krankheitsbedingte Veränderung der stimmerzeugenden Organe zugrunde. So können neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose die Stimme beeinträchtigen. Auch in diesem Fall kann durch eine gezielte logopädische Therapie das Stimmvermögen verbessert oder ein weiterer Abbau stimmlicher Fähigkeiten verlangsamt werden.
Im Fall einer Stimmlippenlähmung ist eine schnelle logopädische Behandlung sehr anzuraten, da so die Wiederherstellung der Stimmfähigkeit unterstützt wird und einem Abbau der Muskulatur vorgebeugt werden kann.
Als wichtiger Bestandteil der Stimmgebung kann auch eine gestörte Atemfunktion eine Dysphonie verursachen oder als eigene Störung auftreten.
Durch eine logopädische Therapie ist es möglich, Klang und Belastbarkeit der Stimme sowie die Atemfunktion zu verbessern.
Sprachstörung
Auch bei Erwachsenen können Störungen der Sprache und Kommunikation auftreten. Genannt werden diese erworbenen Sprachstörungen, die nach dem Abschluss der Sprachentwicklung auftreten, Aphasien.
Auslöser einer Aphasie ist eine Schädigung der für die Kommunikation zuständigen Gehirnbereiche. Bei der gesprochenen Sprache ist das vor allem die linke Gehirnhälfte. Aber auch alle anderen kommunikativen Bereiche wie Sprachverständnis, Lesen und Schreiben sowie das Verstehen von Gestik und Mimik können betroffen sein.
Bei Aphasien treten verschiedene Schweregrade auf. Diese reichen von einer leichten Beeinträchtigung, die nur für Familienmitglieder als Veränderung merkbar ist, bis hin zur schwersten Form der Aphasie – dem kompletten Verlust der kommunikativen Fähigkeiten. Es können bei einer Aphasie alle sprachlichen Ebenen betroffen sein. Aphasikern fallen beispielsweise alltägliche Wörter nicht mehr ein oder sie verstehen diese nicht mehr. Sie verändern Wörter oder gebrauchen sie in falschem Zusammenhang. Oft wird auch der Satzbau „durcheinander“ gebracht oder es werden Teile weggelassen.
Als Auslöser für Sprachstörungen im Erwachsenenalter sind als häufigstes Schlaganfälle, Gehirnblutungen oder Unfälle mit Schädelhirntrauma zu nennen.
Durch eine logopädische Therapie können die kommunikativen Fähigkeiten verbessert und im besten Fall ganz wiederhergestellt werden.
In jedem Fall wird mit den Patienten ein Weg gesucht, wieder so gut wie möglich im Alltag zu kommunizieren. Sollte dies über die Lautsprache nicht mehr erreichbar sein, so ist das Nutzen der Schriftsprache oder eine Kommunikationshilfe vielleicht eine gute Alternative. Sehr wichtig ist auch das Einbeziehen der Angehörigen in die Therapie. Diese sind nicht nur als nächste Gesprächspartner von großer Bedeutung sondern sie profitieren auch selbst von Rat und Unterstützung bei neuen Kommunikationsmöglichkeiten.

Bei Demenzerkrankungen können ebenfalls Sprachstörungen auftreten, wenn im Verlauf der Krankheit die für die Sprache zuständigen Hirnbereiche betroffen werden. Auch in diesem Fall ist eine logopädische Therapie möglich und sinnvoll, um durch ein gezieltes Training einen Verlust der Sprache hinauszuzögern und die Kommunikation mit der Umwelt zu erleichtern.
Sprechstörungen
Dysarthrien oder auch Dysarthrophonien sind Sprechstörungen die dazu führen, dass die Betroffenen für ihre Gesprächspartner schwer verständlich sind. Die Ausprägung ist dabei ganz individuell. Manchmal sind nur einzelne Laute betroffen, in anderen Fällen sind Patienten praktisch unverständlich.
Betroffen können alle Bereiche des Sprechvorgangs sein: Die Artikulation und die Sprechmelodie, der Stimmklang und das Sprechtempo und nicht zuletzt die Atmung. Ausgelöst wird eine Dysarthrie durch eine Beeinträchtigung der für das Sprechen zuständigen Hirnbereiche. Dies kann durch eine Verletzung geschehen etwa bei Schlaganfall, Hirnblutung oder Schädel-/Hirntrauma. Als andere Ursache kommen degenerative oder neurologische Erkrankungen in Frage wie beispielsweise Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Amyothrophe Lateralsklerose (ALS), Muskeldysthrophien oder Hirntumore.
In der Therapie wird die Verständlichkeit der Patienten durch Übungen für die Artikulation und die Koordination von Atmung und Stimme verbessert. Bei degenerativen Erkrankungen steht der Erhalt von Muskulaturen und Sprechfunktion im Vordergrund.
Ziel ist in jedem Fall die erfolgreiche Kommunikation des Patienten im Alltag.
Schluckstörungen
Schluckstörungen oder auch Dysphagien sind Störungen der Nahrungsaufnahme. Hierbei können alle Bereiche gestört sein, von der Zerkleinerung der Nahrung über das Herunterschlucken bis hin zum Eintritt der Nahrung in den Magen. Manche Schluckstörungen sind weniger ausgeprägt und sind durch einige Verhaltensregeln gut in den Griff zu bekommen. Bei anderen ist ein intensives Training der Muskulatur und Übungen zum Wiedererlernen des Schluckens notwendig.
Dysphagien entstehen einesteils durch Schädigung der für das Schlucken zuständigen Hirnbereiche. Hier kommen alle Erkrankungen in Frage die auch bei Sprechstörungen als Ursache vorkommen. Beispielsweise Schlaganfall, Hirnblutungen, Schädel-/Hirntrauma und Hirntumore aber auch Morbus Parkinson, MS (Multiple Sklerose), ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) sowie Demenz.
Im anderen Fall werden die Muskeln und Nerven außerhalb des Gehirns im Kopf und Halsbereich geschädigt. Etwa bei Intubationsschäden, Tumoren oder Operationen. Anzeichen für eine Schluckstörung können unter anderem Verschlucken an Speichel, Nahrung und Flüssigkeit, Räuspern und Husten, Aufstoßen/Sodbrennen, ein Fremdkörpergefühl im Halsbereich sowie Fieber unklarer Herkunft sein.
Bei einer Dysphagie besteht sofortiger Handlungsbedarf!
Durch das Verschlucken an Speisen und Getränken besteht Erstickungsgefahr. Weiter können Flüssigkeiten (auch Speichel) und Essensreste die beim Verschlucken in die Lunge geraten Lungenentzündung hervorrufen.
Zunächst gilt es die Art und Ausprägung der Dysphagie mittels einer Endoskopie oder Röntgenaufnahme abzuklären, um dann geeignete therapeutische Maßnahmen ergreifen zu können. Ziel ist dabei immer, so weit es geht, ein „normales“ Essen und Trinken zu ermöglichen da dies mitentscheidend für das Wohlbefinden eines Patienten ist. Der Weg dorthin können gezielte Übungen für Muskulatur und Koordination, Verhaltensregeln, Ess- und Trinkhilfen oder eine Einstellung der Essenskonsistenz sein.